Über Feng Shui

Feng Shui ist eine jahrtausendealte chinesische Lehre, die sich mit der Harmonisierung des Menschen und seiner Umgebung beschäftigt.

Der Begriff bedeutet wörtlich „Wind und Wasser“ – zwei Naturkräfte, die in der chinesischen Philosophie eine zentrale Rolle spielen.

Ziel des Feng Shui ist es, durch gezielte Gestaltung von Wohn- und Arbeitsräumen ein Gleichgewicht zwischen Mensch, Natur und Kosmos herzustellen, um Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden zu fördern.

“Feng Shui” - “Wind und Wasser”

Eine Lehre zur Harmonisierung von Mensch, Erde und Himmel

Ursprung und Entwicklung

Die Wurzeln des Feng Shui reichen über 3.000 Jahre zurück in das alte China. Erste Dokumentationen belegen, dass Feng Shui vorrangig zur Gestaltung von Grabstätten entwickelt wurde, da man glaubte, dass deren Standort Einfluss auf das Wohlergehen der Nachkommen hatte.

Später wurde Feng Shui von Bauern und Dorfgemeinschaften praktiziert, die versuchten, den besten Platz für ihre Häuser und Felder zu finden – geschützt vor Wind, aber mit ausreichend Wasserzufuhr.

Diese Suche nach dem idealen Standort basierte auf der Beobachtung der Natur, der Landschaftsformen und der Himmelsrichtungen.

Bereits in der frühen chinesischen Kultur wurde erkannt, dass bestimmte Orte mehr Erfolg und Gesundheit versprachen als andere. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus diesen praktischen Erfahrungen ein komplexes System, das philosophische, kosmologische und naturwissenschaftliche Elemente miteinander verband.

In der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) wurde Feng Shui in den Dienst des Kaisertums gestellt. Paläste, Tempel und Gräber wurden nach strengen Feng-Shui-Kriterien errichtet. Besonders Grabstätten wurden sorgfältig ausgewählt und ausgerichtet.

Chi folgt Aufmerksamkeit.

Wenn wir Aufmerksamkeit lenken, lenken wir Chi.

Philosophische Grundlagen

Feng Shui beruht auf einigen zentralen Konzepten der chinesischen Philosophie, darunter:

Chi – die Lebensenergie

Chi ist das grundlegende Konzept in vielen traditionellen chinesischen Lehren, darunter auch in der Medizin (TCM), Akupunktur und Kampfkunst.

Im Feng Shui bezeichnet Chi die allgegenwärtige Lebensenergie, die auch in der Umgebung fließt und auch in uns Menschen wirkt.

Gutes Feng Shui bedeutet, dass das Chi in Fülle in Räume eintreten und harmonisch zirkulieren kann. Stauungen, Blockaden oder ein zu schnelles Abfließen des Chi gelten als ungünstig.

In anderen Kulturen findet sich ein ähnliches Konzept, dass dort als Ki (Japan), Prana (Indien) oder Geist (westliche Kulturen) bezeichnet wird.

Dao

Das Dao (Tao) ist ein zentrales Konzept der chinesischen Philosophie. Es ist Grundidee des Daoismus.

Dao bedeutet wörtlich „der Weg“ oder „das Prinzip“ und beschreibt die allumfassende, natürliche Ordnung des Universums. Es ist formlos, unsichtbar und lässt sich nicht vollständig in Worte fassen – es ist die Quelle allen Seins und zugleich der Weg, im Einklang mit der Natur und dem Leben zu handeln.

Im Feng Shui spielt das Dao eine wichtige Rolle, denn es geht darum, Lebensräume so zu gestalten, dass sie im Einklang mit diesem natürlichen Fluss stehen.

Yin und Yang – das Prinzip der Pole

Yin und Yang symbolisieren die beiden gegensätzlichen, aber sich ergänzenden Kräfte im Universum.

Yin steht für das Dunkle, Passive, Weibliche, während Yang das Helle, Aktive, Männliche repräsentiert.

Im Feng Shui wird angestrebt, diese beiden Kräfte in Balance zu bringen, d.h. in einen Kreislauf – beispielsweise durch das Ausbalancieren von Licht und Schatten, Ruhe und Bewegung, oder harten und weichen Materialien.

I-Ching

Das I Ching ( das „Buch der Wandlungen“) ist eines der ältesten Weisheitsbücher Chinas und ein grundlegender Text der chinesischen Philosophie.

Es besteht aus 64 Hexagrammen – Symbolen aus je sechs Linien –, die verschiedene Lebenssituationen und Wandlungsphasen darstellen.

Das I Ching wird oft als Orakel verwendet: Durch das Befragen des Buches erhält man Einsichten und Ratschläge, wie man in einer bestimmten Situation handeln sollte.

Im Feng Shui dient das I Ching als spirituelle und symbolische Grundlage, um Veränderungen zu verstehen und Räume in Harmonie mit den natürlichen Zyklen zu bringen.

Die Fünf Elemente (Wu Xing)

Die Fünf Elemente der chinesischen Philosophie sind: Holz - Feuer - Erde - Metall - Wasser

Sie stehen nicht nur für materielle Substanzen, sondern metaphorisch für “Wandlungsphasen”. Sie werden in Zusammenhang gebracht mit verschiedenen Eigenschaften, Farben, Formen und Himmelsrichtungen.

Die chinesische Astrologie

Feng Shui berücksichtigt auch die chinesische Astrologie, insbesondere das Geburtsdatum einer Person. Aus diesen Daten werden das persönliche Element, die Kua-Zahl und günstige Richtungen ermittelt.

Dabei richtet sich die chinesische Astrologie nach dem Mondkalender. Neujahr beginnt jedes Jahr zu einem anderen Datum, denn es fällt auf den zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende, üblicherweise im Februar.

Die Informationen der Astrologie helfen dabei, Räume individuell auf den Nutzer abzustimmen oder auch die förderlichsten Zeiten für wichtige Entscheidungen zu wählen.

Die Acht Himmelsrichtungen

Die vier Haupthimmelsrichtungen Süden, Osten, Norden und Westen sowie die vier Nebenrichtungen Südost, Nordost, Nordwest und Südwest sind die relevanten Richtungsbezüge im Feng Shui.

Jede Himmelsrichtung im Feng Shui hat eine eigene energetische Bedeutung und ist u.a. mit einem bestimmten Lebensbereich verknüpft. Beispielsweise steht der Süden für Ruhm und Anerkennung, der Osten für Gesundheit und Familie.

Die Ausrichtung von Gebäuden, deren Türen, und Fenster nach diesen Richtungen beeinflusst den Zufluss von Chi, die Intensität dieser Energie im Innenraum und damit auch die Wechselwirkung mit den Nutzern.

Der Elemente-Zyklus

Jedes Element beeinflusst die anderen entweder fördernd oder hemmend, wodurch ein dynamisches System von Wechselwirkungen entsteht.

Der nährende Zyklus ist:

  • Holz nährt Feuer (Brand)

  • Feuer erzeugt Erde (Asche)

  • Erde fördert Metall (Druck und Verdichtung)

  • Metall erzeugt Wasser (aus Gestein entspringt die Quelle)

  • Wasser nährt Holz (Bewässerung)

Diese zyklischen Beziehungen werden im Feng Shui genutzt, um Räume energetisch auszugleichen – sei es durch Form, Farben, Materialien oder Details wie Dekoration.

Trigramme und Hexagramme

Die 8 Trigramme und 64 Hexagramme sind zentrale Symbole im I Ching und spiegeln grundlegende Naturprinzipien wider.

Die 8 Trigramme sind hierbei die Kernsymbole und bestehen aus jeweils drei Linien, die entweder durchgehend (Yang) oder unterbrochen (Yin) sind. Die maximal möglichen Kombinationen liegen bei 8.

Die Fusion zweier Trigramme ergibt ein Hexagramm mit sechs Linien. Die maximal möglich Anzahl liegt bei 64. Diese Symbole repräsentieren noch präziser eine bestimmte Lebenssituation oder Wandlungsphase.

Diese Zeichen werden im I Ching zur Weissagung genutzt und spielen auch im Feng Shui eine Rolle, etwa im Bagua, wo die 8 Trigramme den 8 Himmelsrichtungen zugeordnet sind,

Die unterschiedlichen Konzepte im klassischen Feng Shui

Die Formenschule ist eine der ältesten Schulen des Feng Shui und konzentriert sich auf die sichtbare Umgebung und Topographie eines Ortes.

Sie bewertet die Landschaftsformen, Berge, Wasserläufe, Gebäude und Straßen, um zu bestimmen, wie das Chi in einem Raum oder Gelände fließt.

Diese Methode achtet darauf, wie grundlegende natürliche oder gebaute Materie energetisch auf einen Ort wirkt. Dies entsteht durch die Wechselwirkung von scharfen und runden Kanten, Dimenionen und Proportionen und der allgemeinen Athmosphäre.

Eine Idealform findet sich im Lehnstuhl-Prinzip:

Ein Haus sollte sich “gemütlich in die Landschaft setzen”- wie in einen Lehnstuhl. Im Rücken von einem „Berg“ (z. B. einem Hügel oder einem höheren Gebäude) geschützt, zu den Seiten durch kräftige Elemente gehalten und sich nach vorne öffnend auf ein freien, dynamischen Bereich (der sogenannte “Ming Tang” - „helle Saal“) - eine Anordnung, die Sicherheit und Übersicht symbolisiert.

Wichtige Symbole dieser Schule sind die vier himmlischen Tiere – Drache, Tiger, Phönix und Schildkröte – die für Schutz und Harmonie stehen.

Die Formenschule legt den Schwerpunkt auf die praktische Beobachtung und Gestaltung der physischen Umgebung, ohne zwingend auf Himmelsrichtungen oder genaue Messungen angewiesen zu sein.

Die Kompassschule verwendet im Gegensatz dazu präzise Richtungsangaben, um energetische Qualitäten zu bestimmen.

Mit Hilfe eines speziellen Feng-Shui-Kompasses, dem Luo Pan, werden exakte Himmelsrichtungen ermittelt.

Diese Schule analysiert, wie die Ausrichtung eines Hauses oder Raumes mit dem Geburtselement der Bewohner, den fünf Elementen und dem Bagua zusammenwirkt.

Die Kompassschule ist systematischer und technischer und wird oft mit astrologischen Berechnungen kombiniert, um besonders individuelle Raumgestaltungen zu ermöglichen.

In jedem Fall sollten die Prinzipien der Formenschule jedoch auch hier nicht außer Acht gelassen werden, da die materielle Umgebung eines Ortes die wirkende Energie maßgeblich beeinflusst.

Das Drei-Türen-Bagua ist eine vereinfachte, westlich geprägte Variante des klassischen Bagua und wird oft in der modernen Feng-Shui-Praxis verwendet.

Es legt ein neunteiliges Raster – das Bagua – über den Grundriss eines Raumes, wobei der Eingang immer entlang der unteren Kante liegt.

Die Mitte dieses Eingangsbereichs steht immer für den Lebensbereich Karriere; die anderen acht Felder gruppieren sich um diesen herum.

Diese Methode ist leicht anzuwenden, da sie keine Kompassrichtung erfordert, sondern sich allein an der Eingangstür orientiert, was sie besonders einsteigerfreundlich macht, oder auch etwas oberflächlicher bleiben lässt.

Gut geeignet ist sie hingegen immer da, wo einer Wohnung der Außenbezug fehlt, z.B. in Mehrfamilienwohnhäusern. Hier ist der Einfluss der von außen einströmenden Energien über die Himmelsrichtungen aufgrund der baulichen Situation stark eingeschränkt.

Feng Shui im Alltag

Im Feng Shui geht es darum, eine Umgebung zu schaffen, die den eigenen Bedürfnissen gerecht wird und in der man sich wohl, sicher und energetisch unterstützt fühlt.

Es geht nicht darum, starr eine für uns fremd scheinende Maßnahme umzusetzen. Vielmehr lassen sich die weisen und lebensnahen ursprünglichen Prinzipien auf einfache Weise in den Alltag integrieren.

Beispiele für alltagstaugliches Feng Shui:

  • Ordnung halten: Unordnung blockiert den Energiefluss. Regelmäßiges Ausmisten wirkt oft befreiend.

  • Beleuchtung und Farben: Helle, freundliche Räume mit natürlichem Licht und stimmigen Farben fördern das Wohlbefinden.

  • Pflanzen und Natur: Lebendige Pflanzen verbessern nicht nur das Raumklima, sondern bringen auch Vitalität ins Haus.

  • Rundungen statt Ecken: Scharfe Kanten und Ecken an z.B. Regalen sollten möglichst vermieden oder abgemildert werden - durch Pflanzen, Textilien oder geschwungene Formen.

Feng Shui und westliche Sichtweisen

Im Westen wird Feng Shui oft auf einfache, oft starre Tipps reduziert. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein tief verwurzeltes, ganzheitliches System mit einer sehr langen Tradition.

Zwar unterscheidet sich die frühzeitliche und neuzeitliche chinesische Denkweise durchaus stark von westlich-rationalen Ansätzen, doch viele Grundgedanken – etwa die Wirkung unserer Umgebung auf das psychische und physische Wohlbefinden – finden auch in moderner Architektur- und Umweltpsychologie unserer westlichen Kultur ihre Bestätigung.

Ziel ist es sicherlich immer, Veränderungen so zu gestalten, dass sie vom Nutzer und Bewohner angenommen werden können, ohne, dass sie sich aufgezwungen und fremd anfühlen. D.h. wir können bis auf die Essenz der fernöstlichen Philosophie durchdringen und deren Wahrheit herauslesen. Daraus ergeben sich dann Konzepte und Strategien, die in ihrer Umsetzung für uns bekannt wirken und damit näher sind, als es Symbole wie Drache und Tiger vielleicht sind.

Letztlich geht es um Sie und die Förderung Ihres Wohlbefindens, und dabei muss Ihre individuelle Prägung angemessen berücksichtigt werden.

Feng Shui ist weit mehr als das Umstellen von Möbeln oder das Aufstellen von Glücksbringern. Es ist eine jahrtausendealte Kunst, die darauf abzielt, den Menschen in Einklang mit seiner Umgebung zu bringen – basierend auf Naturbeobachtung, Philosophie und einem tiefen Verständnis von Energie und Raum.

Auch ohne tief in komplexe Berechnungssysteme einzutauchen, kann jeder von den Grundprinzipien profitieren: durch Achtsamkeit, in sich selbst hineinspüren, bewusstes Gestalten und das Schaffen eines harmonischen Lebensumfelds.